Ein verletztes inneres Kind ist auf den ersten Blick meistens nicht erkennbar. Es zeigt sich meist in unseren (meist ungesunden,jedoch völlig normalen und natürlichen) Bewältigungsstrategien und Persönlichkeitseigenschaften.
Es kann in Form von Drogenmissbrauch auftreten, es kann sich als (unangemessene) Wutausbrüche manifestieren, es kann die Form des People Pleasings annehmen, es kann äußerst toxisch für uns und unser Umfeld sein.
Egal welche Form diese Bewältigungsstrategien haben, eines haben sie gemeinsam: Sie sind ein Versuch, mit einem alten Schmerz klarzukommen.
Um dir die Orientierung zu erleichtern, habe ich dir die häufigsten Symptome in 3 Kategorien aufgeteilt:
- ängstlichem (ambivalentem) Bindungstyp (anxious)
- unsicher-vermeidendem Bindungstyp (avoidant)
- unsicher-desorganisierten (chaotisch) Bindungstyp
Anzeichen bei ängstlichem Bindungstyp (anxious attachment)
- Du klammerst in Beziehungen, aus Angst, verlassen zu werden
- People Pleasing – du tust alles, um gemocht zu werden
- Du hast nie gelernt, Nein zu sagen, weil du Angst hast, dann nicht mehr geliebt zu werden
- Du hast das Gefühl, immer falsch oder zu viel zu sein
- Du weißt gar nicht, wer du wirklich bist
- Du tust alles, um gemocht oder geliebt zu werden
- Du stellst deine Bedürfnisse zurück, aus Angst abgelehnt zu werden
- Du gerätst immer wieder in toxische Beziehungen
- Du hast emotionale Überreaktionen und Wutausbrüche
- Du fühlst dich schnell abgelehnt oder verletzt, selbst bei Kleinigkeiten
- Du versuchst, anderen alles recht zu machen, Hauptsache, du wirst gemocht
- Du hast starke Angst vor Ablehnung oder Nähe
- Du hast starke Angst Verlassen zu werden
- Du hast Schwierigkeiten, gesunde Grenzen zu setzen
- Du trägst tiefe Schuldgefühle oder Selbsthass in dir, ohne genau zu wissen, warum
- Du wiederholst Beziehungsmuster – immer und immer wieder
- Du fühlst dich oft innerlich leer, sinnlos oder orientierungslos
- Du hast das Gefühl, nie gut genug zu sein, egal, was du erreichst
- Du verlierst dich in anderen und vergisst dich selbst
- Du hast Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen oder auf deine Intuition zu hören
- Du fühlst dich chronisch erschöpft oder hast psychosomatische Beschwerden
- Du bist abhängig von Bestätigung, Likes, Reaktionen von außen
- Du hast ein starkes Bedürfnis nach Harmonie
- Du endest oft in Co-Abhängigen Beziehungsdynamiken
- Du bist ständig in Alarmbereitschaft (Hypervigilanz), vor allem wenn dein Gegenüber sich distanziert oder „nicht normal“ reagiert
- Du nimmst kleinste Stimmungsveränderungen bei anderen wahr und beziehst sie auf dich
- Dein Nervensystem schaltet oft in Fight-or-Flight, wenn du dich unsicher fühlst
- Du hast Schwierigkeiten, zur Ruhe zu kommen – innere Unruhe ist fast Dauerzustand
- Du findest schwer in kreative Zustände, weil du ständig „auf Empfang“ für andere bist
Anzeichen bei vermeidendem Bindungstyp (avoidant attachment)
- Du baust Mauern, um niemanden an dich ranzulassen
- Du willst unabhängig wirken, brauchst aber trotzdem Nähe
- Du vermeidest emotionale Tiefe, weil du Angst hast, verletzt zu werden
- Du hast Bindungsangst oder wechselst ständig die Partner
- Du zeigst Arroganz, Dominanz oder Überheblichkeit, aber innen fühlst du dich leer
- Du funktionierst perfekt nach außen, aber innen herrscht Chaos
- Du neigst zu Selbstsabotage, kurz bevor etwas gut werden könnte
- Du greifst zu Alkohol, Drogen, exzessivem Sport oder Arbeit – alles, um nichts fühlen zu müssen
- Du nutzt Zynismus, Rückzug oder emotionale Kälte als Schutzschild
- Du fühlst dich emotional allein, selbst unter Menschen
- Du hast kein Urvertrauen – du traust nicht mal dir selbst
- Du kannst Nähe schwer zulassen oder willst sie ständig und bekommst nie genug
- Du bist extrem streng mit dir – Fehler sind nicht erlaubt (Perfektionismus)
- Du empfindest Freude nur gedämpft oder gar nicht
- Du fühlst dich oft wie eine Beobachterin deines eigenen Lebens
- Du hast Schwierigkeiten, gesunde Grenzen zu setzen
- Du trägst tiefe Schuldgefühle oder Selbsthass in dir, ohne genau zu wissen, warum
- Du wiederholst Beziehungsmuster – immer und immer wieder
- Du bist emotional oder körperlich „taub“, weil dein Nervensystem in Freeze oder Shutdown schaltet
- Du fühlst dich innerlich leer, obwohl äußerlich alles „läuft“
- Kreativität macht dir manchmal Angst, weil sie Kontrollverlust bedeutet
- Du hast oft innere Spannungszustände, aber kannst sie schlecht benennen
Anzeichen bei desorganisiertem Bindungstyp (disorganized attachment)
- Du willst Nähe, stößt sie gleichzeitig aber wieder ab
- Du funktionierst nach außen perfekt, aber innen bist du leer, orientierungslos und überfordert
- Du nutzt Drogen, Alkohol oder andere Süchte, um dich zu betäuben und bloß nichts zu fühlen
- Du bist mal extrem anhänglich oder überemotional und dann plötzlich eiskalt oder abweisend
- Du hast intensive, chaotische Beziehungen – voller Drama, Schmerz und Sehnsucht
- Du fühlst dich zerrissen zwischen „Ich brauche dich“ und „Lass mich in Ruhe“
- Du hast Bindungsangst und gleichzeitig Angst vor dem Alleinsein
- Du erkennst dich in beiden anderen Kategorien wieder – du bist beides und nichts davon
- Du sabotierst Nähe oder Liebe, weil du unbewusst glaubst, du hast sie nicht verdient
- Du reagierst extrem auf Ablehnung oder Trigger und weißt manchmal selbst nicht, warum
- Du fühlst dich oft wie ein Kind im Körper eines Erwachsenen – unfähig, klar zu handeln
- Du hast das Gefühl, nie wirklich sicher oder geborgen zu sein – egal, mit wem du bist
- Du hast Schwierigkeiten, Realität von alten emotionalen Erinnerungen zu unterscheiden
- Du spürst tiefe Leere und Verwirrung in Beziehungen
- Du bist gleichzeitig in Hypervigilanz und im Shutdown – wie in einem inneren Krieg
- Dein Nervensystem wechselt zwischen Übererregung und Taubheit
- Du kannst keine stabile Selbstregulation aufbauen – du brauchst oft extreme Reize (Drama, Konflikt, Rückzug)
- Du hast oft das Gefühl, dich „selbst nicht zu finden“ – wie zerrissen zwischen zwei Persönlichkeiten
- Du verlierst dich in Emotionen oder dissoziierst – je nachdem, was dich gerade triggert
- Kreativität und Lebensfreude sind blockiert, weil sie mit Sicherheit und freiem Ausdruck verknüpft sind, den du nie erlebt hast
- Du willst dich zeigen, aber hast Angst verletzt oder verlassen zu werden
Warum ist mein inneres Kind verletzt?
Weil es nicht das bekommen hat, was es gebraucht hätte, auch wenn es nach außen vielleicht so aussah. Nicht jedes verletzte Kind wurde geschlagen oder missbraucht. Manche wurden einfach nicht gesehen, nicht gehört, nicht gehalten. Manche mussten zu früh stark sein.
Manche durften nicht wütend, traurig, laut, wild oder bedürftig sein. Manche wurden nur geliebt, wenn sie brav waren. Manche wurden emotional allein gelassen, obwohl immer jemand da war. Das Problem ist: Kinder nehmen alles persönlich.
Ein Kind denkt nicht: „Mama war überfordert.“
Ein Kind denkt: „Mit mir stimmt etwas nicht.“
Dein inneres Kind ist verletzt, weil es:
- sich für seine Gefühle geschämt hat
- keine Sicherheit gespürt hat
- Liebe mit Bedingungen verknüpft hat
- verantwortlich gemacht wurde für die Gefühle der Eltern
- lernen musste zu funktionieren, statt zu fühlen
- Grenzen übergangen wurden – körperlich, emotional oder seelisch
- nie gelernt hat, wie es sich selbst regulieren oder halten kann
Das Tragische ist- dein Körper erinnert sich. Dein Nervensystem reagiert immer noch so, als wärst du 5, auch wenn du heute 35 bist. Dein inneres Kind ist nicht „kaputt“. Es ist einfach immer noch allein mit etwas, das zu groß war, um es damals zu verarbeiten.
Warum solle ich mein inneres Kind heilen?
Weil es in uns immer noch lebt. Weil es unser Denken, Fühlen, Handeln beeinflusst, ob bewusst oder unbewusst. Weil ungeliebte Anteile nicht verschwinden – sie übernehmen nur im Verborgenen die Kontrolle.
Du solltest dein inneres Kind heilen, weil…
- …du sonst ständig gegen dich selbst kämpfst, ohne zu verstehen, warum.
- …du dich immer wieder in denselben Mustern wiederfindest – toxische Beziehungen, Selbstsabotage, Drama, emotionales Chaos.
- …du dich nach Liebe sehnst, aber keine zulassen kannst.
- …du perfekt funktionierst (die Frage ist nur, wie lange), aber innerlich leer bist.
- …du dich klein fühlst, auch wenn du äußerlich stark wirkst.
- …du ständig von dir selbst wegrennst – in Arbeit, Drogen, Kontrolle..
Heilung bedeutet nicht, dass du „fertig“ wirst.
Heilung bedeutet, dass du dir selbst Halt gibst.
Dass du aufhörst, dich im Außen zu verlieren.
Dass du endlich bei dir ankommst – in deinem Körper, deinem Gefühl, deiner Wahrheit.
Dein inneres Kind ist der Ursprung deiner Wunden, aber auch deiner Lebendigkeit.
Wenn du es annimmst, wirst du dich wieder spüren. Und dann kannst du endlich:
- gesunde Grenzen setzen, ohne Schuldgefühle
- dich selbst lieben
- frei atmen, ohne ständig zu flüchten
- lieben, ohne dich dabei zu verlieren
- stark sein, ohne hart zu werden
Kurz gesagt: Du solltest dein inneres Kind heilen, weil du es verdient hast, dich ganz und glücklich zu fühlen. Und weil dein Leben beginnt, wenn du aufhörst, dich zu verstecken.
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Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Einstellungen wider. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit. Die Inhalte ersetzen keine medizinische oder psychotherapeutische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Sie dienen ausschließlich der Wissensvermittlung und persönlichen Weiterentwicklung.
Bitte konsultiere bei psychischen oder körperlichen Beschwerden immer einen qualifizierten Therapeut*in oder Arzt/Ärztin. Die Anwendung der Inhalte erfolgt auf eigene Verantwortung.
Hinweis: Die auf diesem Blog verwendeten Begriffe wie „heilen“, „Heilung“ oder ähnliche Formulierungen dienen ausschließlich der sprachlichen Vereinfachung, besseren Auffindbarkeit (z. B. Suchmaschinen) und dem allgemeinen Verständnis. Mit „heilen“ ist ein persönlicher Erfahrungs- und Wachstumsprozess gemeint, nicht ein medizinisches Heilversprechen im rechtlichen oder medizinischen Sinn.







